Vorabveröffentlichung zum „Koblenzer Statt-Magazin“ – Frühjahr 2021

Vorabveröffentlichung zum „Koblenzer Statt-Magazin“ – Frühjahr 2021

20 JAHRE DICKE BRETTER GEBOHRT
Gemeinsam Wohnen stellt „Bestandsaufnahme mit Fakten“ vor

Alle größeren Städte haben ein Wohnungsproblem, auch Koblenz: Bezahlbare Wohnungen sind Mangelware. Gutes Wohnen darf nicht zum Luxusgut werden. Hier helfen z.B. Mietwohnprojekte. Ein Verein, hervorgegangen aus einer Agenda 21-Initiative, kämpft beharrlich für diese Ziele und zieht nach über 20 Jahren eine Zwischenbilanz.

Gemeinschaftliches und Mehrgenerationenwohnen wird bejaht
Gemeinschaftliches Wohnen, auch mit mehreren Generationen unter einem Dach, wird generell positiv beurteilt. Eine 2015 durchgeführte Online-Befragung ergab, dass die Hälfte der Koblenzer*innen gemeinschaftliches Wohnen bejaht. Die aktiven Vereinsmitglieder von „Gemeinsam Wohnen in der Region Koblenz“ haben keine Mühe gescheut, diese Ziele seit über 20 Jahren zu verfolgen. Die meisten Interessierten an solchen Wohn- und Lebensformen können es sich mangels ausreichenden Eigenkapitals nicht leisten, gemeinsam Wohnprojekte zu realisieren. Daher hat der Verein den Weg beschritten, hauptsächlich gemeinschaftliches Wohnen zur Miete zu initiieren. Das Ziel von „Mietwohnprojekten“ widerspricht dem allgemeinen Trend der Privatisierung und Eigentumsbildung. Es gilt, dicke Bretter zu bohren: Über eine Petition hatte der Verein die regelmäßige Erfassung von den verschiedenen Förderwegen in Form einer Geschäftsstatistik mit Bestandsentwicklung und Ablaufstatistik ab 2019 durch das kommunale Statistikamt erreicht.

Koblenz hinkt hinterher
Obwohl Rheinland-Pfalz Mietwohnungen z.B. bis zum Einkommen von 24.480 € Netto für einen 1-Personenhaushalt nach § 13 Abs. 2 LWFG fördert, gibt es laut statistischer Angabe 2021 in Koblenz nur noch 50 Wohnungen mit Belegungsbindungen. Im Städtevergleich Rheinland-Pfalz hinkt Koblenz mit 10 geförderten Neubauten im Zeitraum von 2016 bis 2019 hinter den anderen vier Oberzentren Mainz, Trier, Ludwigshafen und Kaiserslautern überdeutlich hinterher. Besonders auffallend ist: Der insgesamt geförderte Wohnungsbestand in Koblenz beträgt 50 und in Mainz 630 Wohnungen.

Expertenberatung brachte Sozialquote
Auf Vorschlag des Vereins fand 2017 eine Expertenberatung zum Thema Sozialquote für kommunale Akteur*innen (Stadtrat, Parteien, Verwaltung) statt. Als Ergebnis wird zukünftig auch in Koblenz, wie schon seit 25 Jahren in München, eine Quote über 20-30% für geförderte Wohnungen verbindlich festgelegt. Mit den Angaben der vom Verein initiierten Geschäftsstatistik, die für die Jahre 2019 und 2020 vorliegt, orientieren sich Parteien nachweislich an diesen vorliegenden Zahlen in Bezug auf die kommunale Wohnungspolitik. Aufgrund des Rückgangs von bezahlbaren Wohnungen, sogenannten „Sozialwohnungen“, regen wir eine Bedarfsermittlung an. Immer mehr Menschen – es trifft vor allem Frauen – haben zunehmend wenig Einkommen. Aktuelle Berechnungen ergeben, dass eine Pflegehilfskraft mit einem Mindestlohn nach 53 Arbeitsjahren eine Rente in Höhe der Grundsicherung erreicht.

Forderung: Neue Wohnungskonzepte nach dem Mainzer Modell
Unser Vorschlag für die Zukunft ist ein Koblenzer Wohnungskonzept in Anlehnung an das Mainzer Modell. Im Zuge einer Konzepterstellung wird zwangsläufig deutlich werden, wie gegen die bisherige Entwicklung gesteuert und mit welchen Planungsinstrumenten die Wohnraumversorgung beeinflusst werden kann. Ein zweites Mietwohnprojekt auf dem Moselbogen im Rauental ist seit langem im Gespräch. Für dieses Quartier liegt seit dem 28.1.2019 die Beschlussvorlage Nr. 73 des Stadtrates vor. Wir bleiben dran und handeln nach dem Prinzip Hoffnung.

Quellen:
– KoStatIS – Koblenzer Statistisches Informations-System/Beobachtungsfeld Bauen und Wohnen
– Öffentlich geförderter Mietwohnraum in Koblenz Bestandsstatistik zum 31.12.2020

Von Christine Holzing, Gemeinsam Wohnen Region Koblenz